Wandel für OWL

Die Grenzen des Wachstums, in einem geschlossenen System, verstehen schon Kinder, wenn sie einen Luftballon zu stark aufblasen. Und auch wenn es um Flüchtlinge geht versteht eine Mehrheit, dass es Grenzen der Aufnahmefähigkeit gibt.

Geht es allerdings um die eigenen Ansprüche, also zum Beispiel immer größere Autos fahren zu wollen, immer öfter, immer weiter mit dem Flugzeug zu fliegen und ganz allgemein immer mehr und billiger zu konsumieren und zu verbrauchen, dann scheint das Evidente plötzlich relativierbar und diskutierbar. Die Naturgesetze werden in solchen Diskussionen mit lässiger Geste außer Kraft gesetzt und auch mathematische Grundregeln werden wie lästige Fliegen beiseite gewedelt. Und die Grenzen des Wachstums, im de facto geschlossenen Lebensraum der Menschen, dem Planeten Erde, sind nur noch ein Thema für Öko-Spinner und Spaßverderber.

Und was dem Bürger recht ist, das ist der Politik billig. Sobald es um die eigenen „Goldenen Kälber“ und Wunschvorstellungen geht ist jeder Unfug heilig. Hart gesottene ökonomische Sparschweine, leben mit Hingabe über die Verhältnisse der (globalen) Allgemeinheit. Eine schwarze Null macht eben noch lange keine grünen Sommer. Das ökonomische „Sparen“ lebt vor allem auch von der „Externalisierung“ – der Verlagerung der Kosten auf Andere: die Umwelt, die natürlichen Lebensgrundlagen und andere Menschen, die weniger oder gar nicht davon profitieren. Es ist das Sankt Florians Prinzip und das „I’m allright Jack“ zusammengenommen.

Und OWL ist an vorderster Front mit dabei. Hier hat man das Gefühl die 70er Jahre, das „Goldene Zeitalter“, in einer Dauerschleife zu erleben: Höher, schneller, weiter, – viel, mehr, am Meisten –  obwohl wir seit genau dieser Zeit wissen was und blüht, wenn wir unser Verhalten nicht ändern.

Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome von 1972 war ein weltweiter Bestseller der bis heute keinen Deut an Aktualität verloren hat, Updates inklusive. Es scheint aber, je mehr wir davon wissen, desto mehr wollen wir ignorieren, dass dieses Gesellschaftsmodell, das das Wirtschaftswachstum zur zentralen Staatstugend erkoren hat, für unsere Kinder und Enkel keine Zukunft schafft. Und nicht nur der Club of Rome, sondern sogar die Ölindustrie sprach ganz unverhohlen z.B. über den drohenden, von Menschen gemachten, Klimawandel, um freilich in der Folge die Fakten sofort wieder umzudeuten, damit das eigene Geschäftsmodell nicht gefährdet würde.

Und weil sie all diese Erkenntnisse ignoriert, kann die Politik in OWL auch unverdrossen weiter neue Umgehungsstraßen, Gewerbeparks und eben „Wachstum“ fordern. Was wir aber wirklich brauchen ist ein neues Geschäftsmodell, das auf dem Prinzip der „Stationären Wirtschaft“ beruht, die schon John Stuart Mill vor fast 150 Jahren für letztlich unabdingbar hielt. Und „letztlich“ ist jetzt, heute. Und bei einer Weltbevölkerung von 7 Milliarden und steigend, können wir auch von unseren Politikern in OWL mehr Ernsthaftigkeit erwarten, als immer nur nach denselben alten Rezepten zu kochen.

Es ist Zeit für den Wandel in OWL. In Lippe bemühen sich schon einige Bürger darum. Und auch in Bielefeld und Gütersloh. Wenn wir es in OWL schaffen können, dann schaffen wir es überall auf der Welt!

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