Gespräch mit einem Bauern im lippischen Südosten, den ich beim Herstellen der traditionellen rechteckigen Strohballen darauf ansprach, dass ich froh sei dass noch Strohballen ohne Plastiknetz hergestellt werden. Er ist kein hipper Biolandwirt, sondern ein, auf die Rente zugehender, typischer lippischer Bauer. Er sagte mir: „Wenn Sie wüssten was hier los ist. Ich benutze ja auch Herbizide und so, aber nur wenn es absolut nötig ist. Aber so einige meiner Kollegen fahren vier Tage vor der Ernte nochmal kurz mit dem Glyphosat über das Getreide, wenn es noch nicht ganz durchgereift ist. [Damit sich die Pflanzen besser ernten und dreschen lassen] Später zeigen sie mir dann ihre missgebildeten Ferkel… “

Wir sprachen noch über dies und das, z.B. wie er schon in der Landwirtschaftsschule auf Masse gedrillt wurde und über die immer größer werdenden Traktoren, die immer schneller (bis zu 60km/h !!!) fahren und in denen die Bauern mit ihren Handys telefonieren, während sie über die schmalen geteerten Feldwege rasen, wie ich selbst beobachten konnte. Er beklagte, wie sich seine Kollegen riesige Investitionen aufschwatzen ließen, um nun abhängig vom Exportgeschäft zu sein. Und so verfüttern auch zahlreiche lippische Bauern Soja aus dem Amazonas, um ihr Fleisch und ihre Milch nach Russland oder China zu exportieren – bis die Nachfragen einbricht, oder die Außenpolitik einen Strich durch die (Milchmädchen-)Rechnung macht.

Über die selbstverschuldete Misere jammern die Gift- und Masse-Bauern dann nach Herzenslust, wie Kinder die ihr eigenes Spielzeug zertrümmert haben. Während ökologische Landwirte ein gutes Auskommen haben und der Bedarf für Bio-Ware in Deutschland schon lange nicht mehr aus eigener Produktion gedeckt werden kann. In Deutschland werden landwirtschaftliche Produkte billig exportiert und teuer importiert. Dümmer geht’s nimmer, doch gleichzeitig besitzen Politik und Agrarindustrie noch genug Schamlosigkeit, um von „Rationalisierung“ zu sprechen, obwohl diese Art der Landwirtschaft weder ökonomisch, noch ökologisch, noch sozial in irgendeiner Art und Weise rational ist. Der Irrsinn ist somit zur agrarökonomischen Staats-„Räson“ geworden und kognitive Dissonanz deformiert Seele und Verstand.

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Milch billiger als Wasser in lippischen Discounter-Regalen im August 2016: 1,5 Wasser 89c. 1,5 Liter Milch 68c