Vielfach mehr Suchergebnisse, als die verunglimpften Begriffe „nachhaltig“ und „Nachhaltigkeit“ (jeweils knapp über 30 Millionen), findet man bei Google für das Wort „Zukunft“ (über 210 Millionen). Und welchen nachdenklichen Beobachter beschleicht nicht das Gefühl, dass, je mehr von einer Sache geredet, sie desto weniger praktiziert wird.

Tagein tagaus wird in den Medien und öffentlichen Veranstaltungen darüber schwadroniert, wie man diese oder jene Einrichtung „fit für die Zukunft“ machen kann – und natürlich meint jeder damit etwas anderes. Bei etwas älteren Zeitgenossen hat man oft das Gefühl, dass in ihren Köpfen immer noch beliebte Bildbände aus ihrer Kindheit herumspuken, die so spannende Titel trugen wie „Zukunft – Das Bild der Welt von Morgen“, wo sich Grafiker wie Klaus Bürgle und Günter Radtke mit ihren Science Fiction Phantasien austoben konnten. Eine sterile Welt aus Autobahnen, Wolkenkratzern, Parkplätzen und Glasröhren, wo die wenige Natur aussieht wie das Begleitgrün einer Modelleisenbahn.

Auch Wolkenkuckucksbürgermeister Quasselbacke scheint diese Bücher gelesen zu haben. Für die Ziele der Nachhaltigkeit, des Klimaschutzes und der Artenvielfalt gehen er und seine Stadt mit gutem Beispiel voran und setzen konsequent auf Träume die längst Alpträume geworden sind. Die autogerechte Stadt wird, trotz allen Nachhaltigkeitsgeschwätzes, munter weitergebaut. Es werden Bäume gefällt, Gärten geschottert und Flächen versiegelt – weil es ja so praktisch ist. Das lockt Bienen an, verhindert das Aufheizen des Stadtklimas und bringt buchstäblich Licht in das Dunkel eines fehlgeleiteten Umweltaktivismus. Nicht erst seit Abschaffung der Baumschutzsatzung wird gefällt was die Kettensägen hergeben, zuletzt besonders sichtbar vor dem Arbeitsamt und Jobcenter der Stadt.

Für die Realschule, zwischen Hornscher Straße und Werre, werden ebenfalls Böden versiegelt und Bäume gefällt, um Parkplätze für die ökologischen Elterntaxis zu schaffen, während bereits vor zwei Jahren, in nur 200 Metern Entfernung, dutzende Bäume gefällt wurden, um ein Rückhaltebecken zu bauen, das die Auswirkungen der zunehmenden Flächenversiegelung eindämmen soll. Infrastrukturplanung absurd!

Derweil steht der ökologische Ruin dem ästhetischen Bankrott in Detmold tapfer zur Seite. Hand in Hand zeigen sie – und dies ist nur ein Beispiel von vielen – was man, in diesem Fall, von der belgischen Partnerstadt hält. Hasselt, das mit einem (fast) kostenlosen ÖPNV den Bau eines Stadtringes für Autos überflüssig machte, widmet man am „Hasselter Platz“ ein Parkhaus mit angeschlossenem Supermarkt. Neben das ehrwürdige und ansehnliche Sozialgericht hingerü(m)pelt befinden sich 200 Autoparkplätze und 10 schmuddelige Fahrradstellplätze, die deutlich machen wo für den Stadtrat die Prioritäten liegen. Die Phantasielosigkeit und Hässlichkeit, dieses Monuments städtebaulicher Regression in Lippe, steht in krassem Gegensatz zu der progressiven Gesinnung seiner wohl verehrtesten historischen Persönlichkeit, der Fürstin Pauline.

Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her, und auch wenn Bürgermeister keine Fürsten sind, so haben sie doch erhebliche Möglichkeiten, um ihre Kommunen „fit für die Zukunft“ zu machen – es sei denn es geht Ihnen nur darum möglichst viele Amtszeiten durchzustehen. Eine Stadt für Autos zu planen hat ungefähr so viel Zukunft, wie die Braunkohle und macht Städte hässlicher, statt schöner. „Hass macht hässlich“ sagen viele – und „Hässlichkeit mach Hass“ möchte man reflexhaft ergänzen. Aber in jedem Fall ist die Forschung längst zu dem Ergebnis gekommen, dass sie Angst macht.


Links:

„Natur-Defizit-Syndrom: Grün-Entzug kann Gesundheit schaden“ www.abendblatt.de/vermischtes/article216480465/Natur-Defizit-Syndrom-Gruen-Entzug-kann-Gesundheit-schaden.html

Klaus Bürgle: http://klausbuergle.de/images/radtke/750/radtke_autopilot.jpg