HRB Wiembecke
Dieses Projekt ist ein Skandal!
Während in ganz Deutschland, und auch im Kreis Lippe, für Milliardenbeträge Fließgewässer „renaturiert“ werden, möchte man an der Wiembecke in Hornoldendorf in die entgegengesetzte Richtung gehen. Der Grund dafür ist leicht zu erkennen: Der Hochwasserschutz ist hier nämlich nur ein willkommener Vorwand, mit dem man buchstäblich auf Bauern- und Bürgerfang geht. Hochwasserschutz, das kommt immer gut an. Das eigentliche Ziel, das verfolgt wird, ist aber der Bau einer Umgehungsstraße für Detmolds schönstes Dorf – was es nach dem Bau nicht mehr sein wird.
Doch ein 12 Meter hoher Damm, quer zur Wiembecke, mitsamt Brücke und Sperrwerk, mitten durch diese idyllische Kulturlandschaft, die viele Wanderer und Spaziergänger aufsuchen, widerspricht völlig allen Anstrengungen im Rest der Republik Fluss- und Bachläufe zu „renaturieren“. Eine „Renaturierung“ dagegen ist genau das was die Schönheit und Intaktheit dieser Landschaft UND gleichzeitig den Hochwasserschutz erheblich verbessern und aufwerten würde. Denn: die Agrarfläche oberhalb (flussaufwärts) von Hornoldendorf, zwischen Wiembecke und Externsteinsraße, wurde nach dem 2. Weltkrieg, vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau der Externsteinstraße, aufgeschüttet. Auch später noch, bis Anfang der 90er Jahr, wurde Erdreich und Abraum im heutigen Naturschutzgebiet des NABU, das sich direkt oberhalb des geplanten Dammes befindet, abgeladen. Mit diesen Aufschüttungen wurde damals, als man sich über solche Probleme offenbar so gar keine Gedanken machte, die Hochwassergefahr deutlich erhöht. Denn die Wiembecke konnte an dieser Stelle nun kaum noch über das Ufer steigen und erhöhte somit die Gefahr, dass sie Hornoldendorf und Heilgenkirchen (etc.) überschwemmt.
Würde man also, wie seit 2020 in Heilgenkirchen (nur 2km flussabwärts des geplanten Dammes!), eine Aue schaffen, also ein Gelände, das bei Hochwasser überfluten kann/darf, dann könnte in Hornoldendorf Naturschutz direkt mit Hochwasserschutz verbunden werden. Auenlandschaften sind nämlich aus beiden Aspekten heraus das Mittel der Wahl und zugleich preiswert und pflegeleicht. Dagegen soll der „Damm“ in Hornoldendorf, nur für den Bau, bereits 6,5 Millionen Euro verschlingen! Danach sind monatliche Kosten von mindestens €1.000.- Euro einkalkuliert. Die Anlegung einer Aue würde einmalig und ohne weitere Kosten einen Bruchteil davon kosten.
Und während in ganz Deutschland, und auch in Lippe (Brücke Voßheide, Ostwestfalenstraße) zahlreiche Brücken baufällig sind und sogar Autobahnabschnitte dafür geschlossen werden müssen, baut man im Kreis Lippe ständig neue. Ein Hochwasserrückhaltebecken (HRB), wie in Hornoldendorf geplant, ist auch immer ein halbes Brückenbauwerk, da der „Damm“ ja auch einen Durchlass haben muss. Mit diesem „Damm“ gesellen sich also weitere „Ewigkeitskosten“ zu den zigtausenden Autobrücken in Deutschland, die in den nächsten Jahrzehnten gigantische Summen für ihre Erhaltung und ihren Neubau verschlingen werden.
Dieses „Damm“-Projekt (HRB Wiembecke), aus der Mottenkiste der 70er Jahre, soll nun die Hochwasserprobleme lösen, die die gleichen Bauherren schon in der Vergangenheit mit gleichermaßen viel Beton zu lösen glaubten. Damals hieß das Zauberwort irrsinnigerweise „Begradigung“ (was die Probleme verschlimmerte) heute glaubt man offenbar immer noch die Probleme mit Beton lösen zu können. Auf der Strecke bleibt die Natur und die Schönheit unserer Kulturlandschaften. En passant beschleunigt man noch den Verkehr und schafft Anreize das Auto zu benutzen. Das hat mit „Innovation“, die gerade auch vom Detmolder Bürgermeister beschworen wird, rein gar nichts zu tun und Klimaschutz wird konterkariert.
LZ vom 1.3.2022:
Zwölf Meter hoher Damm für Hornoldendorf geplant https://www.lz.de/lippe/detmold/23206130_Zwoelf-Meter-hoher-Damm-geplant.html
Der Stand der Planungen des Werre-Wasserverbandes:
Werre Wasserverband – HRB Wiembecke