Gefährdung des Radverkehrs in Detmold-Hohenwart (Barntruper Straße)
Detmold an einem Maiabend. Vor dem Rathaus stehen drei Streifenwagen der Polizei, die gelangweilt eine Demonstration von ca. 10 Personen bewacht. Wie so oft, wenn nicht viele Menschen in der Fußgängerzone unterwegs sind, fahre ich hier mit dem Fahrrad und in einer halben Stunde ist es ohnehin ganz offiziell erlaubt. In vielen Städten Deutschlands ist das mittlerweile ganztägig der Fall.
Einer der gelangweilten Polizisten wird auf mich aufmerksam und heißt mich abzusteigen oder 10 Euro Bußgeld zu bezahlen. Ich sage ihm, dass ich für das Vergnügen, hier Rad zu fahren, gerne 10 Euro bezahle – und was ich von Verfolgungseifer gegen Radfahrer an diesem Ort halte. Er nimmt meine Personalien auf, und ich radle weiter zum Schlosspark.
Eine Woche später erhalte ich eine „Schriftliche Verwarnung mit Verwarnungsgeld / Anhörung“ und einer „Rechnung“ über 20 Euro, die ich mit einer Stellungnahme und einer Zustimmung zur Zahlung des Bußgeldes beantworte. Eine weitere Woche später erhalte ich einen Bußgeldbescheid über €43,50 bei dem allein die nicht näher beschriebenen „Gebühren“ 25 Euro betragen…
So weit die bürokratische Realität. Die politische ist allerdings noch viel trostloser. Während die Stadt Detmold an vielen ihrer Straßen RadfahreInnen und FußgängerInnen per Beschilderung auf gemeinsame Wege ZWINGT, führt sie ausgerechnet in der Fußgängerzone einen hartnäckigen Kampf gegen diese traute Zweisamkeit. Die „Kreispolizeibehörde Lippe“ lässt sich offenbar willig für diesen Kampf einspannen. Andernorts ist sie nicht so dienstbeflissen. Wenn es z.B. um die gemeinsamen Rad-Fußwege an den Ausfallstraßen geht, dann werden ganze Schwärme von dort rechtswidrig abgestellten Autos ignoriert und zuständig ist dann plötzlich das Ordnungsamt, obwohl es sich um eine erhebliche Gefährdung des Fuß- und Radverkehrs an diesen Stellen handelt. Radfahrer müssen auf die Straße ausweichen und Kinder zwängen sich auf dem Schulweg und beim Spielen an den Autos vorbei.
In seiner Selbstdarstellung gibt sich der Kreis Lippe die Bezeichnung „fahrradfreundlich“. In seiner „Hauptstadt“ hegt man, entgegen aller Rhetorik, eine verbissene Antipathie gegen Radler. Das zeigt sich nicht nur in der Jagd auf RadlerInnen in der Fußgängerzone, sondern auch an der Situation insgesamt. Obwohl Lippe gerne seine Verbindung zum Niederländischen Königshaus erwähnt, ist dessen lippische Verwandschaft, im Bezug auf den Radverkehr, doch eher eine bucklige.
…„…Unser Ziel ist es deshalb im Kreis Lippe den Anteil der Fahrradfahrer deutlich zu erhöhen…“…
Landrat Dr. Lehmann zur Radverkehrsförderung im „fahrradfreundlichen“ Kreis Lippe