Lemgoer Bürgermeister

Für Kinder ist es ganz normal, nicht an das zu glauben, was ihnen nicht in den Kram passt, also z.B. dass Süßigkeiten Löcher in den Zähnen verursachen. Vom Lemgoer Bürgermeister heißt es, dass er nicht an den menschengemachten Klimawandel glaubt. Wie praktisch! Er macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt. Nun, was bleibt ihm anderes übrig, wenn er nicht verzweifeln will, angesichts des allenthalben ungebremsten Wirtschafts-Wachstumswillens seiner Wähler. Diese haben den Dreisatz des goldenen Zeitalters der Lipper verinnerlicht, wie einst das Vaterunser: „Immer mehr, immer größer, immer billiger.“ It’s a beautiful world! Da dürfen auch die Argumente von 99% der Klimawissenschaftler nicht stören. Und was sind schon ein paar Löcher in der Argumentation, gegen Karies?

Der Infantilismus ist also auch im höchsten Amt der Stadt Lemgo angekommen und mischt sich fröhlich mit der postfaktischen Gerontokratie im Mehr-Generationen-Wolkenkuckucksheim. Und Glaube hat Konjunktur. Wer nicht stolz ist, ein Abrahamit zu sein, der glaubt eben an das ewige Wirtschaftswachstum und dass eine Welt ohne Arbeitsplätze nicht lebenswert ist, Arbeitsplätze ohne einen bewohnbaren Planeten aber vielleicht schon. „Man weiß ja nie!“

Wissenschaft und Fakten sind allerdings schon lange nicht mehr die Ratgeber der Politik. Am liebsten lässt man sich von den Wunschträumen seiner Wähler beraten, da ist der Wahlsieg, und somit der Job, wenigstens sicher, und das ist, wie gesagt, das einzige stichhaltige Argument. Wer braucht schon ein Leben, wenn er Arbeit hat? Bei Bedarf würde man sogar versprechen die Tyrannei der Schwerkraft zu beenden, und die ganzen herausgeschmissenen Gelder für die Forschung nach den Higgs boson Teilchen einfrieren. Ganz nach dem Motto „was ich nicht seh‘, ich auch nicht versteh“.

Und dann wird auch der Rest der Vogel-Strauß-Ideologie verständlich. Wer so glaubt, der KANN gar nicht sehen, dass es zwischen seinen Ansprüchen und der Wirklichkeit Anderer einen Zusammenhang geben könnte. Er glaubt wirklich, dass in einer globalisierten Welt, in der er die Produkte seiner Wolkenkuckucksstadt verkaufen will, diese Globalisierung nur eine Richtung kennt und dass man ein begrenzt großes Gefäß immer weiter mit Waren anfüllen kann. Und zur Not kämpft er auch gegen Windmühlen (siehe Foto.)

Solche Menschen kann man weder mit Fakten, noch mit Ideologien (ihre eigene ist ihnen gewissermaßen angeboren), noch mit Moral, Solidarität oder anderen unverkäuflichen Dingen beeindrucken. Nicht an den anthropogenen Klimawandel zu glauben, ist das passgenaue Verdrängungspuzzleteil für den Glauben, dass die 70er Jahre ewig dauern werden. Denn, was so schön ist, kann nicht enden (dürfen)! – Und da es diesen, von Menschen verursachten, Klimawandel nicht gibt und der Lemgoer Stadtbus kein Produkt der 70er Jahre ist, sondern der 90er Jahre (igitt!), so brauchen wir ihn auch nicht als Beitrag gegen etwas an das wir eh nicht glauben. Ein rundes Argument, aus einer flachen Welt… …das immer im (Wolkenkuckucks-)Kreis herumgeht.


Neinsager-Partei

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