Kognitive Dissonanz 1 – Handys und Autos

Neulich, bei einem ökologischen Hoffest im Osten Lippes, tauchten plötzlich unbedingt zu vermeidende Handystrahlungen im Gespräch mit einer ökologisch engagierten Mutter auf. Dass sie regelmäßig kilometerweit mit dem Auto zur Arbeit pendelt und als Elterntaxi eine ehrenamtliche Zweitkarriere bestreitet, bereitete ihr dagegen keine besonderen Kopf- oder Bauchschmerzen. Mein Hinweis, dass, im Gegensatz zur Handystrahlung, die gesundheitsschädigenden Auswirkungen des Autoverkehrs in zahlreichen Studien eindeutig belegt wurden und allein durch Autounfälle jedes Jahr mehr als eine Million Menschen weltweit um’s Leben kommen, quittierte sie mit eisigem Schweigen.

Überhaupt werden die ökologischen Auswirkungen des KFZ-Verkehrs von „Ökos“ im ländlichen Bereich gerne kleingeredet, dabei sind es gerade die Autos, die einen erheblichen Beitrag zur Verödung (nicht nur des) ländlichen Raumes beitragen, wie schon Ivan Illich 1971 in seinem Aufsatz „Energie und Gerechtigkeit“ ( http://www.pudel.uni-bremen.de/pdf/Illich_2620id.pdf ) deutlich aufzeigte.

Der Kampf gegen den Autowahnsinn mag einem Kampf gegen Windmühlen gleichen, doch dieses bewiesene und belegte Umweltproblem, durch den Kampf gegen ein bis auf Weiteres wissenschaftlich unbewiesenes Handyproblem zu ersetzen, gibt die ökologische Vernunft der Beliebigkeit der selektiven Wahrnehmung preis und degradiert den Widerstand gegen die allgemeine Umweltzerstörung zu einem Lifestyle-Phänomen.

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