Umgehungsstraßen für den Klimaschutz?

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Mit dem „Masterplan Klimaschutz“ will der Kreis Lippe zum „Vorbild“ für Deutschland werden. Ausgerechnet der Kreis Lippe! Wer so viel kognitive Dissonanz verursacht ist reif für’s Irrenhaus!!!

Der Klimapakt Lippe will bis 2050 die CO2 – Emissionen um 95% senken! Wie soll das gelingen? Indem immer neue Straßen für immer mehr Verkehr gebaut werden? Wann ist es genug? WANN IST ES GENUG? – Dieselben Herrschaften, die diese radikalen Visionen munter in die Welt tragen, machen sich gleichzeitig für immer mehr Straßen stark. Sie feiern eine verbesserte Infrastruktur, als wäaren Deutschland und Lippe bisher nur mit Trampelpfaden versorgt.

Besonders aufhorchen lässt beim „Klimapakt Lippe“ die Stellenausschreibung für einen „Mobilitätsmanager“, in der es heißt: „Das Aufgabengebiet umfasst u.a.“ … „Entwicklung einer Strategie für den Wandel zur suffizienten Mobilität im ländlichen Raum“ www.kreis-lippe.de/media/custom/2001_6640_1.PDF?1461240422

Suffizienz“ ist ein fester und viel diskutierter Begriff im ökologischen Diskurs und galt für politische Wachstumsideologen und IHK-Funktionäre bisher als Teufelszeug weltfremder Verzichtsprediger. Umso erstaunlicher ist es nun diesen Begriff aus dem Land der „Detmolder Erklärung 1&2“ zu hören, für dessen politische Vertreter Wirtschaftswachstum bisher den Stellenwert einer unhinterfragbaren Religion hatte. Wir können nur hoffen, dass der Begriff nicht die gleiche traurige Karriere macht wie der schöne und sinnhafte Begriff „Nachhaltigkeit“. Für die Politiker in Lippe und dem Rest von Deutschland hat vor allem eines „nachhaltig“ zu sein: das Wirtschaftswachstum…

Denn schon die kleinste Übung für eine Verkehrswende in Lippe wird jedenfalls vom Landtagsabgeordneten Dennis Mälzer, als glatte Unmöglichkeit betrachtet: die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke nach Barntrup (und in letzter Instanz auch nach Hameln). Zudem ist die Nutzung des ÖPNV in Lippe ein Luxus, den sich nur wenige leisten können, schon gar nicht die sozial Schwächsten. Zum Vergleich: Der Regio-Verkehrsverbund Freiburg deckt eine größere Fläche ab, als Lippe, Bielefeld und der Kreis Herford zusammengenommen. Trotzdem kostet die übertragbare Monatskarte für das Gesamtnetz nur €47,30 www.rvf.de/Fahrkarten.php . Für das „6er Teilnetz-Abo“, das einen ähnlichen Bereich abdeckt, bezahlt der Lipper dagegen satte128 Euro im Monat, also fast das Dreifache! Wie man mit so einer Preispolitik 95% CO2 reduzieren möchte bleibt bisher das Geheimnis der Zauberer zu Lippe.

Natürlich gibt es Alternativen zum Umgehungsstraßenwahn. Aber bekanntermaßen sitzen die dicksten zu bohrenden Bretter vor den Köpfen der lippischen Stadt- und Landräte:

  • Wiederinbetriebnahme und Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Barntrup (und später weiter nach Hameln.) Die Schließung dieser Bahn und vor allem die Entwidmung zwischen Barntrup und Hameln,war von Anfang an ein Skandal!
  • Sofortiger Stopp aller Umgehungsstraßenprojekte in ganz Lippe. Immer neue Straßen schaffen immer mehr Verkehr! („Induzierter Verkehr“) Weiterbildung über das Phänomen „induzierter Verkehr“ für alle lippischen Verkehrsausschüsse.
  • Stattdessen: drastische Reduzierung der Monatskartenpreise für den ÖPNV (siehe Beispiel in der vergleichbaren Region Freiburg).
  • Erhebliche Verbesserung und Förderung der Fahrradinfrastruktur. Pedelec statt Auto! Die beste „Elektromobilität“ sind Pedelecs gefolgt von Eisenbahnen.

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